Es ist nie zu spät.
Nach der Realschule oder dem Gymnasium in die Erzieherausbildung. Nach der Prüfung zur Erzieherin oder zum Erzieher mit staatlicher Anerkennung in die Kindertagesstätte. Ein kontinuierlicher Weg von der Schule über die Ausbildung in den Beruf. Keine Pause, kein Umweg. So stellt man sich das vor. Doch dann kommt es anders. Und das ist gut so. Es muss möglich sein, dass man den Beruf für eine Zeit unterbricht. Und es muss möglich sein, erst später, nach einem Umweg über einen anderen Beruf, hineinzukommen.
Es ist auch für Kinder gut, wenn nicht alle Erzieherinnen und Erzieher den gleichen Weg gegangen sind. Sie brauchen Menschen mit verschiedenen Lebens- und Berufswegen,
mit unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen.
Ein Drittel aller Erzieherinnen und Erzieher verlassen nach einiger Zeit den Beruf wieder. Manche fühlen sich überfordert. Sie spüren, dass die tägliche Arbeit mit Kindern für sie
doch nicht das Richtige ist. Der häufigste Grund, den Beruf aufzugeben, ist aber die eigene Familie. Vor allem Frauen hören mit der Arbeit in der Kita auf, weil sie selbst Kinder
bekommen und deshalb lieber zu Hause bleiben. Nach einigen Jahren könnten sich viele vorstellen, wieder in den Beruf einzusteigen.
Wieder einsteigen
Traue ich mir das zu? Es hat sich doch vieles verändert: Bildungspläne, Sprachförderung, Beobachtung und Dokumentation. Die Eltern werden immer anspruchsvoller und die Kinder
immer schwieriger.
Ja, ich steige wieder ein, wenn man mir eine Fortbildung anbietet und wenn man von mir nicht erwartet, sofort wieder voll zu funktionieren. Ich brauche eine Zeit der Einarbeitung
und Unterstützung. In vielen Städten gibt es bereits Fortbildungsangebote für Wiedereinsteigerinnen, die von der Agentur für Arbeit finanziell unterstützt werden. Z. B. in Berlin
und Brandenburg: wdb-suchportal.de
Schaffe ich den Beruf zeitlich? Es ist nicht leicht, sich aus der Familienphase sofort wieder mit voller Power in die Kita-Arbeit zu stürzen.
Ja, ich steige wieder ein, wenn ich nicht Vollzeit arbeiten muss. Ich will mich erst langsam erproben und sehen, wie ich mit meiner Zeit zurechtkomme. Vielleicht später dann
auch gerne wieder mehr. Viele Arbeitgeber bieten Teilzeitstellen an. Das ist für junge Leute, die gerne Vollzeit arbeiten wollen, ein Problem – für Wiedereinsteigerinnen eine Chance.
Wie werde ich bezahlt? Nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst werden Erzieherinnen und Erzieher nach einer längeren Unterbrechung wieder als Berufsanfänger ein gruppiert.
Das sind dann 2.080 Euro brutto im Monat. Das ist zu wenig.
Ja, ich steige wieder ein, wenn man meine beruflichen Vorerfahrungen und Qualifikationen – auch wenn sie eine Weile zurückliegen – anrechnet. Ich beanspruche eine Eingruppierung in
Stufe 3 der Gehaltstabelle, also mindestens 2.450 Euro.
Bei dem hohen Fachkräftemangel muss man sich nicht mit allem zufrieden geben. Tarifrechtlich dürfen die Arbeitgeber höher eingruppieren, man muss darauf bestehen, dass sie von dieser
Möglichkeit Gebrauch machen.
Von der Seite rein
Seiteneinsteiger – so nennt man diejenigen, die nicht sofort, sondern erst im zweiten Anlauf Erzieherin oder Erzieher werden. Sie kommen meist aus anderen Berufen. Es gibt viele
Motive, den Erstberuf aufzugeben und im zweiten Anlauf „von der Seite“ in das Erziehungs- und Bildungswesen einzusteigen.
Manche fühlen sich nicht genug gefordert, wollen lieber
mit Menschen als mit Sachen zu tun haben. Andere entdecken an sich neue Begabungen, die sie in ihrem ersten Beruf nicht ausleben können. Und wieder andere finden mit ihrem Erstberuf
keine Arbeitsstelle und suchen deshalb in einer Zukunftsbranche etwas Neues.
Aus dem Wechsel des Berufs und dem Seiteneinstieg in Bildung, Erziehung und Betreuung kann eine gelingende berufliche und persönliche Perspektive werden, die für alle Seiten einen
Gewinn darstellt. Wenn man schon einen anderen Beruf ausgeübt hat, schaut man mit anderen Augen auf das Aufwachsen der Kinder. Und die Kinder merken, ob jemand immer nur Erzieherin
oder Erzieher war oder auch etwas anderes kann.
Für die Kindertagesstätte ist es eine enorme Bereicherung, wenn Erzieherinnen und Erzieher aus anderen Berufen kommen. Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen sind von unschätzbarem Wert.
Auch im Team, in der Zusammenarbeit und bei der Bearbeitung von Konflikten.